TUD Organische Chemie | ![]() | Immel | ![]() | Publications | ![]() | Related | ![]() | Abstract 01 | ![]() | ![]() | View or Print (this frame only) |
Frieder W. Lichtenthaler
Zuckerindustrie (Berlin) 1991, 116, 701-712.
Mit der beeindruckenden Entwicklung der Zuckertechnik
in den vergangenen 100 Jahren, einem klassischen low tech -> high
tech Prozeß, konnte die Erschließung der Chemie der
Saccharose und anderer niedermolekularer Kohlenhydrate nicht Schritt
halten. Ein entsprechender low-chem -> high-chem Prozeß,
der das riesige. weitgehend brachliegende Rohstoffpotential nachwachsender
Kohlenhydrate industriell nutzt. steht noch aus. Diese Ist-Situation
wird durch einen kurzen historischen Abriß belegt und durch
einen Überblick über den derzeitigen Entwicklungsstand
der Saccharosechemie in Richtung auf Produkte mit industriellem
Verwendungsprofil.
Der angestrebte Ersatz fossiler Rohstoffe durch jährlich
nachwachsende darf nicht am heutigen Entwicklungsstand bzw. einem
darauf basierenden Wirtschaftlichkeitsvergleich gemessen werden.
Grundlagenforschung im gesamten Spektrum aussichtsreicher Anwendungsmöglichkeiten
ist erforderlich. um die Wettbewerbsfähigkeit von Kohlenhydraten
gegenüber petrochemischen Rohstoffen entscheidend zu verbessern
- unter systematischem Einsatz des derzeitigen Reaktions-Arsenals
der präparativen organischen Chemie. und unter Heranziehung
modernster Computer-Modeling Möglichkeiten, die die Forschung
(nicht Ergebnisse wohlgemerkt) weitgehend planbar machen. Die
Aussichten. so neue Anwendungsgebiete für Kohlenhydrate im
allgemeinen und für niedermolekulare im besonderen zu erschließen,
sind sehr gut. wenn der Zeithorizont. bis Erträge in Gestalt
marktfähiger Produkte fließen, großzügig
bemessen wird, und wenn die chemische Industrie insgesamt, und
die Zuckerindustrie im besonderen, sich eindeutiger als bisher
mit diesen Problemstellungen identifiziert und. wenn schon nicht
selbst Grundlagenforschung betreibt. diese an akademischen Institutionen
intensiver als bisher fördert. Nur so werden sich ökonomisch
tragfähige Produktions- und Verwendungsalternativen für
nachwachsende Kohlenhydrate erarbeiten lassen.